Wie lebt es sich in einem Land, in dem kein Alltag wie der andere ist?
Präsident Bush hat dem Terror den Krieg erklärt: einen Dauerkrieg gegen immer neue Feinde, Kämpfe an verdeckten und offenen Fronten im In- und Ausland, die Propagierung von unerreichbaren Zielen. Doch die USA sind nicht erst seit kurzem in einem solchen Ausnahmezustand. Er ist die Basis dieser Gesellschaft, der eigentliche »American Way of Life«. Extremsituationen bündeln die Aufmerksamkeit und konzentrieren sie auf das unmittelbare – und vor allem auf das eigene! – Überleben. Extremsituationen entlasten vom Alltag, von der Routine, von der Verantwortung fürs Ganze, von Kontinuität. Seit der Landung der ersten Schiffe aus Europa haben die Pioniere in der Neuen Welt ums Überleben gekämpft und dabei stets nach neuen, größeren Herausforderungen Ausschau gehalten. Bis heute sind Grenzen, Frontiers, das Lebenselixier der ruhelosen Gesellschaft. Der Ausnahmezustand ist in den USA längst zur Regel geworden: in den mit widersprüchlichen Anforderungen überfrachteten und unterfinanzierten Schulen, in den personell unterbesetzten Krankenhäusern, in den profitorientierten Medienkonglomeraten, in den privatisierten Gefängnissen, in den immer offenen Einkaufszentren. Und natürlich in der imperialen Politik. Überall gilt: Nur wer siegt, wer dominiert, wird überleben.
Lotta Suter, geboren 1952, studierte Philosophie, Politologie und Publizistik in Zürich. Mitbegründerin und langjährige Redaktorin der Schweizer Wochenzeitung WOZ. 1997 wanderte sie mit ihren vier Kindern in die USA aus. Sie lebt in der Nähe von Boston und arbeitet als USA-Korrespondentin für verschiedene Medien.