Jeden Monat lesen und diskutieren sich 50 Schweizer Literaturexpertinnen und -experten durch eine Flut von Neuerscheinungen. Die SRF Literaturredaktion wertet die Voten der Jurorinnen und Juroren aus und giesst sie in die SRF Bestenliste. Obwohl erst vor einem knappen Jahr eingeführt, hat sich diese Bestenliste bereits als unverzichtbarer Pulsmesser des Literaturbetriebs etabliert. Wir gratulieren Franco Supino zum dritten Platz auf der aktuellen Bestenliste für seinen Roman »Spurlos in Neapel«, den die Jury lobt als »Kaleidoskop voll menschlicher Wärme und Gewalt«.
Link zur SRF Bestenliste»Das ist ein wirklich sehr intimer, sehr persönlicher Blick auf einen der grössten italienischen Visionäre und Provokateure.« Mit diesen Worten bringt Nicola Steiner, Moderatorin des SRF Literaturclubs, auf den Punkt, warum sie »Caro Pier Paolo« ihrem Publikum ans Herz legt. In 37 Briefen wendet sich Dacia Maraini noch einmal an ihren Freund Pasolini, fast fünfzig Jahre nach seinem gewaltsamen Tod. Wer Dacia Maraini selber aus »Caro Pier Paolo« vorlesen und erzählen hören möchte: Die berühmte Autorin kommt im Rahmen von »Zurigo in Italiano« am 5. Dezember für eine einmalige Lesung ins Zürcher Volkshaus.
Link zum SRF Literaturclub (»Caro Pier Paolo« ab 1:13:45)»Einen erstaunlichen Débutroman« hat die NZZ »Am Schattenberg« genannt, den grossen (und einzigen) Roman von Otto Zumoberhaus, der 2009 im Rotpunktverlag erschienen ist. Erstaunlich fand Beatrice Eichmann-Leutenegger, neben dem Alter des »Debüttanten«, vor allem »den klangvollen Dialekt«, der dem Generationenroman »sein unverwechselbares Kolorit« verleihe. Otto Zumoberhaus wurde 1929 in Raron geboren, verliess 1950 das Oberwallis und schlug eine Laufbahn in der Schweizer Hotellerie ein. Der Autor Jens Steiner, der »Am Schattenberg« lektorierte, erinnert sich an einen »sehr disziplinierten Mann, der sich seinen Aufstieg aus dem bäuerlichen Milieu hart erarbeitet hat. Und so hat er auch geschrieben: streng, akkurat, aber auch mit viel Empathie für die Menschen aus dieser Oberwalliser Welt.« Otto Zumoberhaus ist am 7. Oktober verstorben.
Link zu »Am Schattenberg«Wer sich über Schweizer Literatur in allen Landessprachen informieren will, muss es kennen, das Zauberwort »Viceversa«. Seit 2007 gibt es »Viceversa Literatur« als gedrucktes Jahrbuch, seit 2012 als Onlineplattform (www.viceversaliteratur.ch) und demnächst auch als Podcast. Ruth Gantert, die unermüdliche Redaktionsleiterin von »Viceversa Literatur«, ist Kulturwissenschaftlerin, Romanistin und hat im November den internationalen Wettbewerb »M’illumino d’immenso« für lyrische Übersetzungen gewonnen. Radio SRF 2 Kultur hat Ruth Gantert zu einem Gespräch getroffen.
Link zum Beitrag auf SRF 2 KulturMarie-Hélène Lafon präsentiert im Rahmen des Literaturfestivals Zürich liest ihren aktuellen Roman »Geschichte des Sohnes«. Es ist Lafons erster Auftritt in der Deutschschweiz und für Christoph Reichenau Anlass, nicht nur die renommierte Autorin zu würdigen, sondern auch die Leistung der Übersetzerinnen und Übersetzer, die uns Bücher aus aller Welt näherbringen. Weltliteratur sei «der bunte Strauss der Entdeckungen», die für Verlage wie den Rotpunktverlag immer beides seien, Gewinn und Risiko.
Artikel im Journal BDer 35. Prix du public RTS geht an Fabio Andina! »Tage mit Felice« (Rotpunktverlag, 2020), ist auf Französisch unter dem Titel »Jours à Leontica« (Editions Zoé, 2021) erschienen. Der italienische Originaltitel lautet »La pozza del Felice« (Rubbettino, 2018). Auch wenn sich die Titel deutlich unterscheiden: Die Leserinnen und Leser aller Sprachen sind fasziniert von Fabio Andinas «hinreißend stillem Buch» (Roman Bucheli, NZZ). Die Preisverleihung findet am 3. September in Morges statt. Wir gratulieren Fabio Andina ganz herzlich!
Link zum Prix du public RTS»Das Eidechsenkind« ist der erste Roman, den der zweisprachige Schriftsteller Vincenzo Todisco auf Deutsch geschrieben hat. Seine früheren Romane sind alle auf Italienisch entstanden und dann von Maja Pflug ins Deutsche übertragen worden. Nun hat Todiscos Erfolgsroman «Das Eidechsenkind» eine doppelte Übersetzung erfahren: ins Italienische und ins Hörspiel. Wer den Roman über ein verstecktes Migrantenkind kennt und liebt, wird auch ohne profunde Italienschkenntnisse in die dichte Atmosphäre von «Il bambino lucertola» eintauchen können.
Hier geht's zum ersten Teil des Hörspiels von RSIDie Städtischen Bibliotheken Dresden haben mehr Mitarbeitende als das Tessiner Dorf Leontica Einwohnerinnen und Einwohner. Aber jetzt hat das ferne Dresden das kleine Leontica entdeckt, den Schauplatz von Fabio Andinas Roman »Tage mit Felice«. Im Podcast »Bücherrausch« empfiehlt die Dresdner Bibliothekarin Marika Schwer den stillen Roman, dessen »unglaublichen Erzählfluss« sie lobt. Es sei eine beglückende Lektüre, die sie vor allem Männern ans Herz legt.
Hier geht's zum PodcastDer Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen ins Deutsche geht in diesem Jahr an Andrea Spingler. Sie wird für ihr umfangreiches Gesamtwerk von Übersetzungen aus dem Französischen ausgezeichnet. Besonders würdigt die Jury ihre Arbeit am Roman »Die Annonce« von Marie-Hélène Lafon aus dem Rotpunktverlag. In der Begründung der Jury heisst es dazu, dass Spingler »mit beeindruckendem stilistischen Gespür die schwebende Erzählperspektive und die mit indirekter und erlebter Rede gespickten rhythmischen Satzkaskaden des Romans nachbildet, ohne die eigenwillige Syntax zu glätten«.
Die Laudatio für Andrea SpinglerWas wäre in Neapel aus ihm geworden, in der Stadt seiner Eltern? Als Kind plagte ihn die Angst, die Schweiz und alle seine Freunde verlassen zu müssen. Darum war es für ihn wie eine Befreiung, als 1980 in Süditalien die Erde bebte und innerhalb von neunzig Sekunden die Rückkehrpläne der Eltern in Schutt und Asche lagen. Franco Supino liest aus seinem Buch “Spurlos in Neapel” im Literaturhaus Liechtenstein. Moderation: Hansjörg Quaderer. Tickets und weitere Informationen finden Sie hier.
Das Eidechsenkind ist in Italien daheim und im Gastland zu Hause. Hier muss es sich verstecken: unter der Kredenz, im Schrank, in der Abstellkammer. In Ripa hingegen rennt der Junge wie alle Kinder dem Ball hinterher, jagt draussen den Wespen nach, gleitet von einer Umarmung in die andre. Dort bei Nonna Asunta, wo ein Haus darauf wartet, fertig gebaut zu werden.
Hier im Gastland geht der Vater Tag für Tag auf den Bau, die Mutter in die Fabrik – das Eidechsenkind lässt Stunden und Tage verstreichen. Es vermisst die Wohnung mit seinen Schritten, hört die Nachbarn um Mehl bitten, die Kinder im Hof Fangen spielen, sieht die Stiefel des Padrone, der gerne zum Abendessen kommt und lange bleibt.
Wir freuen uns auf einen berührenden Abend mit dem Autor Vincenzo Todisco im Copi Gusto & Cultura. Nie wieder Saisonnierstatut, nie wieder Appartheid! Weitere Informationen finden Sie hier.
Der Ich-Erzähler im neuen Roman von Franco Supino reist lange Jahre in die süditalienische Heimat seiner Eltern. Dabei kommt er in Kontakt mit der allgegenwärtigen neapolitanischen Mafia, der Camorra. Halb abgestossen, halb fasziniert beginnt er nachzuforschen, vor allem über Antonio, genannt Nirone, das dunkelhäutige Mitglied eines grossen Camorra-Clans. Moderiert von Wolfgang Bortlik. Eintritt 15.- /Mitglieder frei. Weitere Informationen finden Sie hier.