Die gängigen Zukunftsbilder für die europäische Großregion Alpen verheißen wenig Gutes. Wie es anders ginge, erklärt Werner Bätzing, einer der renommiertesten Alpenforscher Europas.
Dieser Titel ist auch als E-Book erhältlich
Eine Streitschrift zur Zukunft der Alpen
Einst waren sich die gesellschaftlichen Interessengruppen aller Alpenstaaten einig darüber, dass die Alpen als wichtiger Teil des jeweiligen nationalen Lebens- und Wirtschaftsraums zu betrachten seien. Doch diese Einheit zerbricht mit der Epochenwende des Jahres 1989 und dem Erstarken des neoliberalen Denkens. Aber erst nach der Jahrtausendwende explodieren die Kontroversen, indem mit Ideen wie »alpiner Brache«, »Wildnis«, »Wasserschloss« oder »Freizeitpark« die alten Alpen-Vorstellungen grundsätzlich infrage gestellt und durch ganz andere Zukunftsbilder ersetzt werden.
Der bekannte Alpenforscher Werner Bätzing, Autor des Standardwerks Die Alpen (vollständige Neubearbeitung März 2015), stellt in dieser Streitschrift pointiert die Leitideen der wichtigsten Alpen-Perspektiven dar, die gegenwärtig diskutiert werden, und bewertet sie kritisch im Hinblick auf die mit ihnen verbundenen Auswirkungen auf die Alpen. Da Bätzing diese Auswirkungen in allen Fällen als problematisch und bedenklich beurteilt – Verlust von Lebens-, Wirtschafts-, Umweltqualität –, skizziert er im letzten Teil dieser Streitschrift eine ganz andere, eine »unzeitgemäße« Perspektive für die Alpen, in der die Alpen als dezentraler Lebens- und Wirtschaftsraum eine Zukunft erhalten sollen.
Diese kleine Streitschrift hat gleich nach ihrem Erscheinen für zahlreiche Diskussionen innerhalb und außerhalb der Alpen gesorgt, so dass im Januar 2017 eine 2. Auflage erforderlich wurde. Da der Text weiterhin aktuell ist, hat der Autor keine Veränderungen an ihm vorgenommen (mit Ausnahme der Aktualisierung der Angaben zu den Naturschutzgebieten, deren Zahl inzwischen weiter gestiegen ist). Er hat jedoch für diese Neuauflage ein längeres Nachwort "Streit über die Streitschrift" verfasst, in dem er die inhaltlich relevantesten Reaktionen auf diese Streitschrift vorstellt und kommentiert, um damit weitere Diskussionen über die Zukunft der Alpen anzuregen und zu vertiefen.
Werner Bätzing, geboren 1949, bis 2014 Professor für Kulturgeografie an der Universität Erlangen-Nürnberg mit Schwerpunkt »Alpenraum« in Lehre und Forschung, gilt als einer der renommiertesten Alpenforscher im deutschsprachigen Raum. Er beschäftigt sich seit 1977 wandernd und analysierend mit den piemontesischen Alpen. Als einer der besten deutschsprachigen Kenner des Piemont engagiert er sich, im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, für eine Aufwertung dieser von Entvölkerung bedrohten Region.