»Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.« – Ein wuchtiger Familienroman, eine Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Glaubten Jan, Zeisig, Motz und Marc den Bäcker im Mittagsschlaf, gruben sie die Hände in seine Glacé-Töpfe. Sie verschlangen das Eis mit zitternden Händen draußen unter den Kastanienbäumen, während Pulman hinter dem Backstubenfenster diabolisch grinste: Die Pfoten sollen euch abfrieren und der Zahnschmelz knacken. Er stellte die Buben nie, er genoss ihre Lustqual.
Es ist das Kriegsende 1918, die Spanische Grippe wütet in ganz Europa, ein bitterkalter Winter hält Einzug. Die beiden Rekruten Jonas und Gottfried werden aus der Schweizer Armee entlassen. Sie taglöhnern, halten sich über Wasser. Dann beginnen sie, Ausschussware zu verkaufen. Vom Erfolg beflügelt, bauen sie das Discountgeschäft JO&GO auf, das allmählich die anderen Läden im Städtchen verdrängt. Gottfried heiratet, wird dreifacher Vater. Das Leben ist auf ihrer Seite.
Doch dann werden die ungleichen Partner von ihrer kleinbürgerlichen Herkunft eingeholt: Im Städtchen wird über Jonas’ Homosexualität gemunkelt, es kommt zum Skandal, und Gottfrieds Kinder Jan, Lis und Marc tragen immer schwerer am Erbe ihres Vaters, dem Geiz und der religiösen Selbstzerfleischung. So wendet sich eine Geschichte des Gewinns in eine Geschichte der Verluste. Und es wird zur Lebensaufgabe der Gottfriedkinder, das Gefängnis im Kopf zu überwinden.
Mit Die Gottfriedkinder legt Max Peter Ammann einen Generationenroman, eine Geschichte über wirtschaftlichen Aufstieg und moralische Bigotterie und nicht zuletzt ein eindrückliches Sprachkunstwerk vor.
Max Peter Ammann, geboren 1929 in Wil SG, bis 1975 Regisseur und Dramaturg u.a. in Basel, Zürich, Berlin und München. Von 1976 bis 1991 Leiter der Abteilung Dramatik des Schweizer Fernsehens, zahlreiche Produktionen, u.a. Totentanz (August Strindberg), Andorra (Max Frisch), Der Besuch der alten Dame (Friedrich Dürrenmatt). Max Peter Ammann ist im Juli 2022 verstorben.