»Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.« – Ein wuchtiger Familienroman, eine Geschichte des 20. Jahrhunderts.

352 Seiten, 20.5 × 12.5 cm, Gebunden
ISBN 978-3-85869-441-6, 1. Auflage
Erschienen am 15.02.2011

Die Gottfriedkinder

EUR 32,00 Alle Preisangaben inkl. MwSt.

Glaubten Jan, Zeisig, Motz und Marc den Bäcker im Mittagsschlaf, gruben sie die Hände in seine Glacé-Töpfe. Sie verschlangen das Eis mit zitternden Händen draußen unter den Kastanienbäumen, während Pulman hinter dem Backstubenfenster diabolisch grinste: Die Pfoten sollen euch abfrieren und der Zahnschmelz knacken. Er stellte die Buben nie, er genoss ihre Lustqual.
Es ist das Kriegsende 1918, die Spanische Grippe wütet in ganz Europa, ein bitterkalter Winter hält Einzug. Die beiden Rekruten Jonas und Gottfried werden aus der Schweizer Armee entlassen. Sie taglöhnern, halten sich über Wasser. Dann beginnen sie, Ausschussware zu verkaufen. Vom Erfolg beflügelt, bauen sie das Discountgeschäft JO&GO auf, das allmählich die anderen Läden im Städtchen verdrängt. Gottfried heiratet, wird dreifacher Vater. Das Leben ist auf ihrer Seite.
Doch dann werden die ungleichen Partner von ihrer kleinbürgerlichen Herkunft eingeholt: Im Städtchen wird über Jonas’ Homosexualität gemunkelt, es kommt zum Skandal, und Gottfrieds Kinder Jan, Lis und Marc tragen immer schwerer am Erbe ihres Vaters, dem Geiz und der religiösen Selbstzerfleischung. So wendet sich eine Geschichte des Gewinns in eine Geschichte der Verluste. Und es wird zur Lebensaufgabe der Gottfriedkinder, das Gefängnis im Kopf zu überwinden. Mit Die Gottfriedkinder legt Max Peter Ammann einen Generationenroman, eine Geschichte über wirtschaftlichen Aufstieg und moralische Bigotterie und nicht zuletzt ein eindrückliches Sprachkunstwerk vor.

Max Peter Ammann, geboren 1929 in Wil SG, bis 1975 Regisseur und Dramaturg u.a. in Basel, Zürich, Berlin und München. Von 1976 bis 1991 Leiter der Abteilung Dramatik des Schweizer Fernsehens, zahlreiche Produktionen, u.a. Totentanz (August Strindberg), Andorra (Max Frisch), Der Besuch der alten Dame (Friedrich Dürrenmatt). Max Peter Ammann ist im Juli 2022 verstorben.

»Der Roman ist Chronik, Sittengemälde und Familiensaga in einem. Ammann beherrscht die Kunst der prägnanten Formulierung und zeichnet mit präzisen Strichen ein buntes Geflecht von Figuren und Situationen.«

Fredi Lerch, WOZ

»Wie Ammann seinen Stoff und das enge katholische Milieu, in dem der Roman spielt, stilistisch und sprachlich bewältigt, verdient Bewunderung. Er setzt gekonnt den Dialog ein und paart ihn mit innerem Monolog, er versteht es, seine Figuren plastisch zu gestalten, er ist sprach- und wortmächtig, er kann bewusst auschweifend wie lakonisch schreiben, er baut Anekdoten und biblische Zitate ein, er erzählt vonanschreitend und arbeitet gleichzeitig mit Rückblenden.«

Richard Butz, Saiten

»Die Gottfriedkinder ist nicht nur eine genaue und mit ungezählten akribischen Details versehene Entdeckungsreise des Autors zu sich selbst. Es ist nicht nur ein beklemmendes Panorama der ersten Jahrhunderthälfte, sondern auch einer Familie, in der das Gespräch abwesend ist.«

Carlo Bernasconi, Schweizer Buchhandel

Hervorragend glückt dem Autor das Zeitkolorit, so dass sein Roman auch ein Stück Mentalitätsgeschichte einer kleinräumigen, katholisch geprägten Landschaft darstellt.«

Beatrice Eichmann-Leutenegger, NZZ Neue Zürcher Zeitung
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