200 Jahre Unabhängigkeit, 100 Jahre Revolution – wo steht Mexiko heute? Eine Bestandsaufnahme in der bewährten Art unserer Länderbücher.
Mit zwei Bildteilen
2010 feiert das offizielle Mexiko nicht nur den Bicentenario, den Beginn der Unabhängigkeitskämpfe vor 200 Jahren, sondern auch den Auftakt der mexikanischen Revolution vor 100 Jahren. Letzteres ist für die konservative Regierung unter Felipe Calderón weit schwieriger zu feiern. Die beiden großen Projekte dieser Kämpfe in der Vergangenheit, Freiheit und Gerechtigkeit, sind uneingelöste Versprechen geblieben.
Für die Autorin ist das Doppeljubiläum Anlass, vom Traumland Mexiko im 21. Jahrhundert zu erzählen: von seinen Kämpfen und Traumata, seinen Paradoxien und seinem oft surrealen Alltag. Jenseits der üblichen Folklore werden Bilder eines Landes in Bewegung skizziert: von Ciudad Juárez, Schauplatz der brutalen Eskalation des aktuellen Drogenkrieges, über die Kulturmetropole Oaxaca, Schauplatz gelebter Multikulturalität und selbstbewusster indigener Völker, bis in die mexikanische Hauptstadt. Mexiko-Stadt ist ein erstaunlicher Ort, an dem mitten im urbanen Kollaps Zivilität und öffentliches Leben gedeihen – Alltag statt Apokalypse. Die Rede ist auch vom Niedergang des politischen Machismo und vom Aufstieg mächtiger Frauen, von Grenzgängern und Grenzüberschreitungen. Und nicht zuletzt von einem Mexiko, das sich in der Erinnerung – allem Identitätskitsch zum Trotz – immer wieder neu erfindet.
Anne Huffschmid, geboren 1964, lebt als Autorin und Kulturwissenschaftlerin in Berlin. Sie arbeitete viele Jahre als Korrespondentin der tageszeitung und freie Autorin, u.a. für die Wochenzeitung und NZZ, in Mexiko. Publikation mehrerer Bücher über Mexiko und die Zapatistenbewegung. Zurzeit arbeitet sie am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin über die Gegenwart politischer Erinnerung in lateinamerikanschen Megastädten.