Nepal hat schwierige Jahre hinter sich. Ein gründliches Umdenken wäre angesagt. Ansätze dazu gibt es in dem Land am Himalaya.
Mit zahlreichen Fotos
Das Land am Himalaya zwischen Katastrophe und Chance
Im April 2015 wurde Nepal von einem schweren Erdbeben erschüttert. Obwohl die Folgen bei Weitem nicht das apokalyptische Ausmaß erreichten, das Experten prophezeit hatten, versagte die Regierung bei der Bewältigung der Katastrophe auf ganzer Linie. Gleichzeitig führten die Auseinandersetzungen um eine neue Verfassung das Land an den Rand eines Bürgerkriegs.
Die Ursachen für das Staatsversagen sind in der nepalesischen Geschichte zu suchen: Das hinduistische Königshaus, das bis 1990 die absolute Macht in Händen hielt und stets den Eindruck erweckte, es führe das Land in eine bessere Zukunft – und das dafür von allen Seiten reichlich mit Entwicklungshilfe bedacht wurde –, war in Wahrheit eine religiös verbrämte Diktatur, die den gesellschaftlichen und politischen Wandel blockierte. Zudem wurde zur Abgrenzung gegen das demokratische Indien ein antiindischer Nationalismus propagiert, der bis heute anhält und stets aufs Neue zu Konflikten mit dem großen Nachbarn führt.
Das Buch bietet eine äußerst aufschlussreiche und spannende Analyse der bewegten Geschichte Nepals und kommt zum klaren Schluss, dass die Erblasten aus der Zeit der Königsherrschaft endlich abgelegt werden müssen – sonst verbaut sich das kleine Land am Himalaya auch weiterhin seine Zukunft.
Hans Dieter Sauer, geboren 1941, schreibt über naturwissenschaftliche Themen für verschiedene Medien, u.?a. für die Neue Zürcher Zeitung. Seit 1972 war er immer wieder in Nepal unterwegs, sei es zu Recherchen über Naturgefahren und Umweltprobleme oder zum Berg-steigen. 1982, Jahre bevor der Berg für das organisierte Massenbergsteigen erschlossen wurde, hat er von der tibetischen Seite im Alleingang den 8200 Meter hohen Cho Oyu bestiegen.