Die Stiftung Sammlung Bührle zieht ins neue Zürcher Kunsthaus. Welche Herkunft haben diese Bilder?
Mit vierfarbigen Bildtafeln und zahlreichen historischen Fotos
Dieser Titel ist auch als E-Book erhältlich
Raubkunst für das Kunsthaus Zürich?
Mit der geplanten Übernahme von Emil G. Bührles Gemäldesammlung durch das Kunsthaus Zürich prangt der Name des Waffenlieferanten Nazideutschlands auf einer wichtigen öffentlichen Kulturinstitution. Doch woher stammen Bührles Bilder? Das Buch geht der Herkunft vieler bedeutender Kunstwerke, unter anderem von Manet, Monet, van Gogh und Cézanne, nach und wirft Fragen zu Raubkunst und Fluchtgut auf.
Der Name Emil G. Bührle steht für die Verknüpfung von Waffen und Kultur, von Geld und Macht, für Arroganz und Knauserigkeit, für unternehmerische Kühnheit und Rücksichtslosigkeit. Bührle hat die Vorstellung kultiviert, dass Kunst den Menschen veredle. Wer Sinn für das Schöne habe, könne kein schlechter Mensch sein. Bührle hatte nie Skrupel wegen seiner Tätigkeit als Waffenfabrikant – im Gegenteil. Und er hat an alle verkauft, die seine Kanonen bezahlen konnten. Hauptkunde während des Zweiten Weltkrieges war jedoch Nazideutschland.
Nun soll der größte Teil von Bührles Gemäldesammlung vom Kunsthaus Zürich übernommen werden und den Grundstock im geplanten Erweiterungsbau von David Chipperfield bilden. Der Name Bührle prangt also auf einer der wichtigsten Kulturinstitutionen der Stadt Zürich. Das wirft Fragen von öffentlichem Interesse auf: Woher stammen Bührles Bilder? Wo handelt es sich um Raubkunst beziehungsweise Fluchtgut? Wie kam Bührle zu seinem Reichtum? Wie wurde das Waffengeschäft mit Nazideutschland abgewickelt? Welche Rolle spielte Bührle im Kunstraubsystem der Nazis? Und welchen künstlerischen Wert hat die Bührlesammlung überhaupt?
Das Buch soll die Diskussion um ein schwieriges Erbe fördern und verweist darauf, dass die Vergangenheit in Bezug auf Raub- und Fluchtkunst sich so lange zurückmeldet, bis sie wirklich aufgearbeitet ist.
Thomas Buomberger, geboren 1952, Historiker, war von 1984 bis 1997 Redaktor beim Schweizer Fernsehen. Er lebt in Winterthur.