Literarisches Schaffen in der Schweiz über die Sprachgrenzen hinaus
Mit Fotografien von Michel Bührer und Bildern von Simone F. Baumann
Jahrbuch der Schweizer Literaturen »Trotz«
»Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren« – so fängt das Gedicht »An sich selbst« von Paul Fleming an. Den Widrigkeiten zu trotzen, ist nötiger denn je: sich auflehnen, Nein sagen, sich gegen eine Macht behaupten?… Natürlich ist Trotz nicht immer positiv, »Trotz ist die jugendliche Form von Altersstarrsinn«, sagte (ausgerechnet) Leo Trotzki. Die Trotzphase der Kinder mag unangenehm sein für ihre Umgebung, doch sie erweist sich als zentral für die Ausbildung ihres Charakters, ihrer Autonomie und Unabhängigkeit. Vielleicht findet sich diese trotzige Haltung ja im Leben und in der Kunst immer wieder auf neue Weise? Entspringen die Beiträge der Autor:innen, Künstler:innen und Übersetzer:innen des neuen Viceversa einem »trotzdem« im Zeichnen, Fotografieren, Schreiben?
Visuell: Expressiv und humorvoll zeichnet Simone F. Baumann Alltagsszenen des Aufruhrs und der Verweigerung. In einer feindlichen Welt unterlaufen ihre Figuren Erwartungen und halten unverbrüchlich an eigenen Vorstellungen und Wünschen fest.
Zu Gast: Die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk gibt in ihren Gedichten der Fassungslosigkeit, aber auch der Hoffnung in einer verzweifelten Lage Ausdruck.
Porträts: Matthias Zschokke, Michel Layaz, Leontina Lergier-Caviezel und Anna Ruchat – vier Autor:innen aller Landessprachen befassen sich auf je eigene Art mit Trotzreaktionen, Aufmüpfigkeit, Widerstand und Selbstbehauptung. Ihr Werk wird vorgestellt, und sie geben im Gespräch einen Einblick in ihre Arbeit.
Inédits: Der Strand in San Diego, die Honesty Bar des Hotel International au lac, das Salatbeet eines Gemeinschaftsgartens, die Wildnis oder das traute Heim – lauter Schauplätze für trotzige Handlungen in der Prosa oder Poesie von Dorothee Elmiger, Laura Di Corcia, Isabelle Sbrissa, Fanny Desarzens und Raphael Urweider.
Übersetzen: Yla von Dach, Laura Bortot und Natacha Ruedin-Royon wählen Lieblingstexte aus, übertragen sie für Viceversa und kommentieren ihre Übersetzung. So werden Gedichte von François Debluë und Werner Lutz sowie Auszüge aus Ariane Kochs Die Aufdrängung neu erfahrbar.
Das literarische Jahr 2022: Rund achtzig Kurzkritiken und eine Chronik geben einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Neuerscheinungen des Literaturjahrs.