Literarisches Schaffen in der Schweiz über die Sprachgrenzen hinaus
Jahrbuch der Schweizer Literaturen »Dazwischen«
Zwischen Stuhl und Bank, zwischen Stadt und Land, zwischen Krieg und Frieden, zwischen den Sprachen oder Kulturen, zwischen Skylla und Charybdis, zwischen Lachen und Weinen … Was bedeutet es für eine Gesellschaft oder eine einzelne Person, zwischen zwei Positionen zu sein? Heißt es, hin- und hergerissen zu werden, weder der einen noch der anderen oder beiden zusammen anzugehören? Was passiert bei einem körperlichen oder seelischen Übergang? Findet sich ein Platz hier oder dort, verweigern wir die Binarität, die Wahl oder auch den Kompromiss, bleiben wir »mitten im Dazwischen«?
Zu Gast: Die Autorin Gertrud Wilker (1924-1984) ist mit einem unveröffentlichten Text neu zu entdecken.
Visuell: Karien Zevenhuizens Zeichnungen und Bilder loten unspektakuläre Zwischenräume aus, stille Übergangsorte, scheinbare Leerstellen zwischen Heizkörper, Fensterscheibe und Vorhang.
Inédits: Mariann Bühler, Simone Lappert, Lorena Simmel, Anna Sommer (mit Zeichnungen von Noyau) und Ralph Tharayil schreiben auf Deutsch über existenzielle Momente der körperlichen, seelischen oder sprachlichen Grenzerfahrung. Aus der Romandie befragen Louise Bonsack, Alain Freudiger, Catherine Lovey, Bruno Pellegrino und Pierrine Poget unser Verhältnis zum ungemütlichen oder faszinierenden entre-deux. Auch die beiden Tessiner Autorinnen Laura Accerboni und Sara Catella sowie ihre Kollegen Massimo Gezzi und Andrea Ventola begeben sich in erschreckende oder schillernde Zwischenwelten. Carin Caduff aus der Val Lumnezia und Jachen Andry aus dem Engadin schließlich prägen eigene literarische Bilder für das Unterwegssein als randulin confus.
Übersetzen: Die in Toulouse lebende Schweizer Übersetzerin Lis Künzli wählt für ihre Carte blanche einen Text der in Algerien geborenen Autorin Béatrice Commengé. Der junge Übersetzer Steven Wyss befragt Lis Künzli zum Text und zu ihrer Übersetzung.