Ein Wechselspiel zwischen Brexit und Gothic Revival, zwischen der Metropole und einem inneren Koordinatensystem

208 Seiten, 20.4 × 12.5 cm, Gebunden
ISBN 978-3-85869-864-3, 1. Auflage

Dieser Titel ist auch als E-Book erhältlich

Erschienen am 19.02.2020

Change Ringing

Ein Londonjournal

EUR 22,00 Alle Preisangaben inkl. MwSt.

Ein halbes Jahr London! Wie ein Schüler oder Student darf er in die Stadt, die ihm seit jeher Sehnsuchtsort ist. Vom Eastend aus zieht es ihn an die Themse, in die Parks, nach St Paul’s zum Evensong. – London sehen, London hören, Mensch im Freien sein. Er sucht nichts und findet. Jeden Tag. Bald hat er eigene Wege, eigene Orte und mit Jogging im Victoria Park, Cheesecake bei Rinkoff und dem Twentyfive nach Ilford sogar so etwas wie ein ambulantes Zuhause. Allenthalben Demos. »Wenn Burkafrauen zum Straßenbild gehören, gehören sie zum Straßenbild«, notiert er. Alltag heißt für ihn, den Zaungast, Ereignis, heißt, sich der Bauweise der Kathedralen hinzugeben, in der Tate Modern das Licht von Turner, die Wolken von Constable zu sehen. Alles zählt.

Andreas Nentwichs Journal Change Ringing ist ein Wechselspiel zwischen Brexit und Gothic Revival, zwischen der Metropole und einem inneren Koordinatensystem, zwischen Lichttagen, Grüntagen und solchen ohne Kompass. Immer ist Veränderung, und immer ist Vergänglichkeit. Das Altern sitzt im Nacken. Aber da ist der große Versuch, Wirklichkeit in der eigenen Sprache sichtbar und fühlbar werden zu lassen.

Andreas Nentwich, geboren 1959 und aufgewachsen in Dillenburg und Herborn, Hessen, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Regensburg und Gießen. Tätigkeit als Pressereferent des Klett-Cotta Verlags in Stuttgart, freier Literaturkritiker (1999 Alfred Kerr-Preis für Literaturkritik) und von 2004 bis 2018 Zeitschriftenredakteur, unter anderem bei Du. 2012 erschien der biografische Essay Alfred Polgar. Leben in Bildern und 2019 Modern in alle Ewigkeit. Eine Reise zu den schönsten modernen Kirchen der Schweiz (gemeinsam mit Christine Schnapp). Andreas Nentwich ist freier Autor und lebt mit seiner Familie in Zürich und Berlin.

»Ob er joggen geht oder schwimmen, ob er jungen Bangalen zuschaut, die in der Nachbarschaft am Samstag an ihren Kleinwagen herumwienern, oder er darüber nachdenkt, warum die Wolkenkratzer hier wie Salatgurken, Sprungschanzen und Zuckerhüte aussehen: Stets ist sein Blick unverwandt – und offen für die kleinen Epiphanien, in denen das Glück aufleuchtet.«

Manfred Papst, NZZ am Sonntag

»Besonders reizvoll macht die Lektüre die Form des erzählenden und reflektierenden Journals, das weit über das bloß referierende Tagebuch hinausgeht und mit dem er in der Tradition großer Journalschreiber wie Ludwig Hohl, Paul Nizon und Jürgen Becker steht.«

Guntram Lenz, Dill Zeitung/Herborner Tageblatt

»Eines der vielen Bücher, die wegen des blöden Virus zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, ist Change Ringing von Andreas Nentwich, das Journal eines halbjährigen Londonaufenthalts, witzig, nachdenklich, überraschend, eine Schule der Wahrnehmung für alle, die jetzt alleine durch Städte spazieren, auch wenn es nicht London ist.«

Peter Stamm, Corona-Tagebuch

»Der Titel Change Ringing, als Anspielung auf den mäandernden Wechselklang des typisch englischen Kirchengeläuts, bringt auf den Punkt, dass das Kunststück des Journals ebenso vom wohlklingenden Sound seines außerordentlich eleganten Ausdrucks lebt. Nentwichs Sprache ist wie alles Edle von einfacher Art. Schlank und rank, völlig unprätentiös.«

Heinrich Vogler, Infosperber

»Aber gerade im scheinbar Beiläufigen werden die sozialen und ethnischen Spannungen der britischen Klassengesellschaft und die echte Multikulturalität ihrer Hauptstadt erlebbar. Funkelnde Prosa, ironisch und bitterernst, verspielt und analytisch, in der Tradition der großen Flaneure Franz Hessel und Cees Nooteboom.«

Simone Klostermann, Stuttgarter Zeitung

»Nentwich, das macht dies Buch so toll für mich, ist immer ganz wach und zugleich ganz in seinem Kopf, eine semipermeable Membran: zum einen offen für das, was da hereindiffundiert und zugleich mit Erfahrungen und Ansichten ausgestattet.«

Kai Sammet, literaturkritik.de

Blogbeiträge zum Buch

  • »Change Ringing. Ein Londonjournal« von Andreas Nentwich

    / 09. September 2020

    London sehen, London hören, Mensch im Freien sein. Er sucht nichts und findet.

  • Unser Corona-Weg

    Andreas Nentwich / 21. March 2020

    Am Samstag, an dem sonst tout Zurich nach Oerlikon kommt, ist es totenstill. Aber als ich um sieben das Erkerfenster zum Marktplatz hin öffne, begrüßen die Vögel den Frühling mit einem Konzert. Kein ...