Was Demokratie auch sein könnte, wenn man sie ernst nähme.
Der Wille des Volkes ist ihnen heilig, den Politikerinnen und Politikern jeder Couleur. Demokraten sind sie alle – genauso wie jene, die sie kritisieren. Letztere mögen sich zwar darüber streiten, was unter echter Demokratie zu verstehen ist, sind sich aber einig im Befund, die Demokratie stecke in einer Krise. Tatsächlich ist die Unzufriedenheit groß mit jener politischen Ordnungsform, die uns doch als die bestmögliche erscheint. Urs Marti sucht nach Gründen für die Unzufriedenheit und stellt Fragen nach den Aufgaben, den Chancen und dem angeblichen Versagen der Demokratie in einem historischen und politischen Kontext. Er ruft die großen Themen der klassischen Demokratietheoretiker in Erinnerung, verfolgt die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der modernen Demokratie und analysiert Krisenfaktoren, vom Populismus bis hin zur Globalisierung. Er fragt aber auch nach Alternativen zur gegenwärtigen Form der Demokratie, wobei er neoliberale Versuche, Demokratie neu zu interpretieren, mit der Erfahrung konfrontiert, dass Wahlfreiheit heute für all jene Menschen illusionär ist, die von der Beteiligung an wirtschaftlicher Macht ausgeschlossen sind.
Demokratie ist eine historisch gewachsene, aber bis heute zerbrechliche Errungenschaft, dringend entwicklungsbedürftig, aber auch entwicklungsfähig.
Urs Marti, geboren 1952 in Olten, ist Privatdozent für Politische Philosophie an der Universität Zürich. Publikationen: Der große Pöbel- und Sklavenaufstand. Nietzsches Auseinandersetzung mit Revolution und Demokratie (Stuttgart 1993), Michel Foucault (2., überarbeitete Auflage, München 1999), Konturen der neuen Welt(un)ordnung. Beiträge zu einer Theorie der normativen Prinzipien internationaler Politik (hrsg. von Georg Kohler und Urs Marti, Berlin 2003).