»Die Geschichten sind meisterlich in Aufbau und Spannungsführung, inhaltlich vermitteln sie ein Gefühl für das Leben in der argentinischen Provinz Mitte des 20. Jahrhunderts.« Brigitte Kramer, Neue Zürcher Zeitung

170 Seiten, 20.4 × 12.5 cm, Gebunden
ISBN 978-3-85869-424-9, 1. Auflage
Erschienen am 01.07.2010

Die Augen des Verräters

Kriminalerzählungen

Aus dem Spanischen von Wolfram Nitsch
Nachwort von Wolfram Nitsch
EUR 19,50 Alle Preisangaben inkl. MwSt.

»Sie sind am Zug, Kommissar Laurenzi!«, sagte ich leicht ironisch. »Ich kann nicht«, brummte er. »Welchen Zug ich auch mache, ich werde verlieren.«
Kommissar Laurenzi ist, wie man in der Schachwelt sagt, in Zugzwang geraten. Welchen Zug er auch macht, er wird verlieren. Dabei fällt ihm ein ungelöster Fall ein: Ein Mann spielt seit Monaten eine Fernschachpartie und ist ebenfalls in eine solche Schachfalle getappt. Die Partie entwickelt sich zur langsamen Kreuzigung, bis er schließlich eine ungeheuerliche Entdeckung macht: Sein Gegner auf der anderen Seite des Ozeans hat seine ums Leben gekommene Frau gekannt und ist mehr, als ihm lieb ist, in sein Leben verwickelt. Und so gerät er, auch jenseits des Schachbretts, in Zugzwang.
Liebe, Verrat, Rache – das sind die Zutaten von Rodolfo Walshs Kriminalerzählungen. Sie führen uns in die Spielercafés und Villenviertel von Buenos Aires oder ins dünn besiedelte, apathische Hinterland Argentiniens. Die Protagonisten haben alle eines gemeinsam: Es gibt etwas Ungeheuerliches, das sie im Leben nicht mehr loslässt.
Nicht nur die unkonventionelle Suche nach dem Täter trägt hier zur Spannung bei, sondern auch das Aufdecken der Tragweite menschlichen Handelns. Mit Rodolfo Walsh tritt man an die Abgründe einer von Gewalt und Leidenschaft gezeichneten Welt, die nach der jeweiligen Aufklärung des »Falls« nicht ohne Weiteres wieder ins Lot kommt und in der sich die historischen Katastrophen des letzten Jahrhunderts abzeichnen. – Moderne Kriminalliteratur vom Feinsten!

Rodolfo Walsh, 1927 in der argentinischen Provinz Río Negro geboren als Abkömmling von irischen Einwanderern. Er wurde 1977 während der Militärdiktatur in Buenos Aires von Sicherheitskräften getötet, nachdem er in einem offenen Brief die Militärjunta gegeißelt hatte. Walsh war Journalist und Schriftsteller und ist heute einer der bekanntesten Vertreter der modernen argentinischen Literatur.

»Die Geschichten sind meisterlich in Aufbau und Spannungsführung, inhaltlich vermitteln sie ein Gefühl für das Leben in der argentinischen Provinz Mitte des 20. Jahrhunderts.«

Brigitte Kramer, NZZ Neue Zürcher Zeitung