Kolumbien kommt nicht zur Ruhe. Doch nicht nur Gewalt und Drogen prägen die Aktualität dieses Andenlandes; dieses Buch erzählt auch von seinem Charme, seiner Schönheit und seiner Kreativität.
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Geschichte und Gegenwart eines zerrissenen Landes
Jeden Sonn- und Feiertag sind große Teile von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá für den motorisierten Verkehr gesperrt, an die 2 Millionen Menschen sind dann mit Fahrrädern, Dreirädern, Rollerblades oder auch zu Fuß auf den Straßen unterwegs; es ist das größte permanente Sportfest der Welt. Und es ist das kreative, fröhliche, optimistische Kolumbien, von dem in diesem Buch auch die Rede ist. Daneben tobt in diesem Andenland seit mehr als 50 Jahren ein Krieg, von dem die internationale Öffentlichkeit nur noch sporadisch Notiz nimmt. Man muss weit in die Geschichte zurückgreifen, um diesen Konflikt zu erklären. Werner Hörtner lässt denn auch die Geschichte des Landes von der spanischen Kolonie bis zu Simón Bolívar und seinen Bemühungen um ein vereintes Lateinamerika Revue passieren. Besonders starke Auswirkungen bis in die Gegenwart zeitigt der bereits in der Kolonialzeit angelegte Agrarkonflikt. Der Kampf der verschiedenen bewaffneten Akteure spielte sich lange Zeit vor allem im ländlichen Raum ab – erst der Drogenkrieg und der »schmutzige Krieg« der Paramilitärs ab den 1980er-Jahren haben ihn auch in die Städte getragen. Die Darstellung des gegenwärtigen Kolumbiens steht im Zentrum dieses Buches. Aber nicht nur die gewaltsamen Auseinandersetzungen, sondern auch die starke Friedensbewegung, der indigene Widerstand und jene kreative, magisch-surreale Wirklichkeit, für die das vom Literaturnobelpreisträger García Márquez geschaffene Macondo steht.
Werner Hörtner (1948–2015) war Journalist mit Schwerpunkt Lateinamerika und als solcher Mitbegründer der Informationsgruppe Lateinamerika (IGLA) und Mitherausgeber der Zeitschrift Lateinamerika anders. Von 1990 bis 2013 war er Redakteur der entwicklungspolitischen Monatszeitschrift Südwind. 1992 wurde ihm von der Österreichischen Bischofskonferenz der Preis für Dritte-Welt-Journalismus verliehen. Als Übersetzer oder Mitherausgaber hat er mehrere Werke lateinamerikanischer Literatur für das deutschsprachige Publikum zugänglich gemacht.