Die große haitianische Autorin Yanick Lahens erzählt vom Lebenslauf dreier Geschwister in Port-au-Prince.

192 Seiten, 20.4 × 12.5 cm, Gebunden
ISBN 978-3-85869-491-1, 1. Auflage
Erschienen am 03.08.2012

Morgenröte

Roman

Aus dem Französischen von Jutta Himmelreich
EUR 21,00 Alle Preisangaben inkl. MwSt.

Als Angélique eines frühen Morgens ruhelos aufwacht, hat sich ihre Welt mit einem Schlag verändert: Das Bett ihres Bruders ist leer. Wo hat Fignolé die vergangene Nacht verbracht? Keine harmlose Frage in einem Land wie Haiti, das dem Teufel anheimgefallen ist, wie Angélique es ausdrückt. Seit Jahrhunderten ist es im Würgegriff diktatorischer Herrscher, von Gewalt geprägt, die sich auch in den letzten Winkeln der Gesellschaft eingenistet hat. Angélique, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester Joyeuse haben Anlass zu größter Sorge.
Angelehnt an Haitis wechselvolle Geschichte, erzählt Lahens’ Roman Lebensgeschichten von Besiegten, die sich nicht geschlagen geben wollen. Wie Joyeuse, die, im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester, noch vorhat, ihr Leben ausgiebig zu genießen. Wie Fignolé, der sich aus tiefster Überzeugung im Widerstand gegen bestehende Verhältnisse engagiert: gegen Gewaltherrschaft, Ungerechtigkeit, Zerstörung, Chaos...
In einfühlsamer, poetischer Sprache schildert Lahens das Lebensgefühl in ihrer so außergewöhnlichen Heimat.

Yanick Lahens, geboren 1953 in Port-au-Prince, ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Haitis. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft an der Pariser Sorbonne war sie Dozentin für Literatur an der École Normale Supérieure in Port-au-Prince. Sie publiziert für Radio und Printmedien und engagiert sich in sozialen Projekten insbesondere für die junge Generation ihres Landes.

»Der Autorin gelingt mit diesem Roman ein überwältigendes Bild einer zerrissenen Gesellschaft, die auf Betrug, Verrat, Abhängigkeit und Überlebenswille basiert. Fignolés gewaltvolles Ende passt in dieses Bild der Zerstörung jeder Menschenwürde. Ein großartiger Roman über eine verzweifelte Lage von Menschen, deren Gegenwart und Zukunft nichts bietet.«

Lili Aignesberger, Buchprofile 58/1

»Yanick Lahens verleiht den Besiegten eine ebenso kraftvolle wie poetische Stimme. Ihr Roman ist zornig und wehmütig, abgründig und beschwörend, und in den abwechselnden Erzählungen von Angélique und Joyeuse entfaltet sich das düstere Panorama einer Stadt, in der der Tod allgegenwärtig ist.«

Irene Binal, NZZ

»Die Autorin versteht es, den Leser mitzunehmen in die fremde Welt ihrer Protagonistinnen, die ihre Gefühle so genau zu beschreiben vermögen, dass man sie nachempfinden kann. Und nach der Lektüre teilt man ihre Wut über die Politik, die diese Misere zu verantworten hat.«

 Eva Karnofsky, WDR

»Anspielungen auf die Apokalypse durchziehen den Roman motivisch. Dem gegenüber gestellt wird aber wiederum ein sehr sinnenfreudiges, sehr lebensfreudiges, ein sehr lebensstarkes Bild von diesem Land. Das spiegelt sich auch in der extrem aufgeladenen, fast fiebrigen Sprache der Autorin wider.«

Claudia Kramatschek, SWR Forum Bücher
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