Wie kann man heute Verantwortung im Umgang mit Raubkunst übernehmen?
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Positionen im Umgang mit Raubkunst
Wie übernimmt man heute Verantwortung im Umgang mit Raubkunst? Diese Frage verbindet die Beiträge in dem von Nikola Doll herausgegebenen Band Museen in der Verantwortung. Positionen im Umgang mit Raubkunst. Die international anerkannten Autor:innen – Jurist:innen, Kunsthistoriker:innen, Historiker:innen und Museumsleute – nehmen neue Perspektiven in der Provenienzforschung und dem Umgang mit ihren Erkenntnissen ein. Sie loten die unterschiedlichsten Argumente und Thesen aus, welche die weitere Debatte um Raubkunst und Restitution prägen werden.
Die Debatten um den Nachlass von Hildebrand Gurlitt und die Sammlung E. G. Bührle sowie die Kontroverse um koloniales Raubgut haben gezeigt, dass die Restitution von Kunstwerken und Kulturgütern zu den brisantesten Themen der Gegenwart gehört.
Geht es um Raubkunst, ist oft die Rede von »problematischen Eigentumsverhältnissen«, »belasteten Kunstwerken«, »schwierigem Erbe« oder auch von »Werten, um die gestritten werden müsse«. Dabei geht es nicht allein um den materiellen Wert von Kunstwerken oder Vorgänge in der Vergangenheit. Vielmehr bestimmen heutige Sichtweisen auf gewaltsame Ereignisse in der Geschichte den Umgang mit Kunst- und Kulturgütern. Welche Folgen hat Kunstraub aus historischer, rechtshistorischer, juristischer und Museumssicht? Wie können Gedächtnisinstitutionen wie Museen ihre Verantwortung
gestalten? Und welche Rolle haben die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und ihre Nachfahren dabei?
Aus unterschiedlichen Perspektiven wird Position zu den aktuellen Fragen bezogen. Fallstudien zeigen exemplarisch auf, wie Verfolgung, Flucht und Raub mit dem Aufbau von Sammlungen und dem Kunsthandel zusammenhängen.
Friedrich von Bose, Ethnologe, benennt die Möglichkeiten der europäischen Museen, eine überzeugende Haltung zum kolonialen Entzug einzunehmen.
Marcel Brülhart, Rechtsanwalt und Mitglied im Stiftungsrat der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee, zeigt, wie sich Verantwortung im Sinne der Washingtoner Grundsätze (1998) gestalten lässt.
Constantin Goschler, Historiker, setzt sich mit dem Begriff des Eigentums in den aktuellen Debatten um nationalsozialistische Raubkunst und kolonialen Raub auseinander.
Gesa Jeuthe Vietzen, Kunsthistorikerin, und
Benjamin Lahusen, Jurist, loten die heutige Restitutionspraxis und ihre Geschichte aus.
Stefanie Mahrer, Historikerin, widmet sich den Geschichtsbildern und Erinnerungsnarrativen in der Schweiz angesichts der Shoah.
Benno Nietzel, Historiker, behandelt die wechselseitigen Verflechtungen zwischen Deutschland und der Schweiz bei der Rückerstattung von Kulturgut in der Nachkriegszeit und die Folgen für die Gegenwart.
Simone-Tamara Nold, Kunsthistorikerin, thematisiert den Abzug des Depositums des Berliner Kunsthändlers Hugo Moser aus dem Kunsthaus Zürich.
Olaf S. Ossmann, Rechtsanwalt, beschäftigt sich mit der Relevanz der Einbeziehung historischer Kontexte in Entscheidungsprozesse jüdischer Sammler:innen während und nach ihrer Verfolgung durch das NS-Regime.
Andrea F. G. Raschèr, Jurist, und
Monika Steinmann Meier, Juristin und Kunsthistorikern, skizzieren die Rezeption der Washington Grundsätze.
Angeli Sachs, Kunshistorikerin und Museologin, reflektiert die aktuelle Ausstellungspraxis von Kunstwerken im Zusammenhang mit Verfolgung, Raub und Restitution.
Felix Uhlmann, Jurist und Leiter des Runden Tischs zur Evaluation der Stiftung Sammlung E. G. Bührle, umreißt die juristischen Herausforderungen der Washingtoner Grundsätze.
Fallstudien:
Franziska Eschenbach, Kunsthistorikerin, stellt die Entwicklung des Antiquariats Jacques Rosenthal nach der erzwungenen Geschäftsaufgabe in Deutschland in der Schweiz vor.
Nina Senger, Kunsthistorikerin und Senior Provenance Researcher bei Christie’s, widmet sich der Auflösung der Kunstsammlung von Hugo Simon im Zuge seiner Emigration.
Joachim Sieber, Kunsthistoriker und Provenienzforscher, problematisiert die Erwerbungen des Kunsthaus Zürich von Curt Glaser.
Nikola Doll, 1970 geboren, ist promovierte Kunsthistorikerin und lebt am Zürichsee. Von 2017 bis 2024 leitete sie die Abteilung Provenienzforschung am Kunstmuseum Bern und setzte durch ihre Arbeit am Legat Cornelius Gurlitt entscheidende Akzente. Seit April 2024 ist sie für den Bereich Raubkunst und Provenienzforschung am Schweizer Bundesamt für Kultur (BAK) verantwortlich.
Stadt und Kanton Zürich sowie die Zürcher Kunstgesellschaft führen nach der Sommerpause Gespräche mit der Stiftung Sammlung E. G. Bührle, das wurde letzte Woche den Medien mitgeteilt. Der Bericht v...