Venezuela weist heute alle Anzeichen auf, die für große historische Wandlungsprozesse typisch sind. Das verlangt nach historischer Erklärung.
Die Geschichte Venezuelas
Einige Jahrzehnte lang gehörte das Erdölland Venezuela zu den »stabilen Demokratien« in Lateinamerika. Zwischen 1950 und 1980 war es dank Petrodollars das reichste Land des Subkontinents. Venezuela ist aber zugleich ein Beispiel dafür, wie traditionelle Oligarchien »Demokratie« gestalten und ein Land zugrunde wirtschaften können. 1983 kam der Staatsbankrott und in der Folge davon der Aufstieg der derzeit wohl schillerndsten politischen Figur Lateinamerikas, Hugo Chávez. Dem Linkspopulisten Chávez ist schon oft der baldige politische Tod vorausgesagt bzw. herbeigewünscht worden. Doch tatsächlich ist er dabei, das Land umzugestalten: Er hat dem Land einen neuen Namen, eine neue Verfassung, neues politisches Personal und eine ganze Reihe moderner Sozial- und Armutsprogramme verschafft. Aber das Land ist stark polarisiert.
Das ist das Ambiente großer historischer Wandlungsprozesse, und diese verlangen nach historischen Erklärungen. Michael Zeuske zeichnet die Geschichte Venezuelas von der Abspaltung des Landes vom »Groß-Kolumbien« Simón Bolívars im 19. Jahrhundert über die Industrialisierung, den Erdölboom im 20. Jahrhundert bis zu Chávez’ »Bolivarianischer Republik«, mit der das 21. Jahrhundert begonnen hat.
Michael Zeuske, geboren 1952, Sohn des Lateinamerikahistorikers Max Zeuske, ist Professor für iberische und lateinamerikanische Geschichte an der Universität Köln. Als Kind lebte er für einige Zeit auf Kuba, wo sein Vater für die DDR als Berater tätig war. Er studierte an der Universität Leipzig Philosophie und Geschichte mit Schwerpunkt auf der Geschichte Spaniens und Lateinamerikas. Zahlreiche Publikationen zu Kuba.