Sommerlektüre: »1983. Verfluchte Hitze«

Anina Barandun in Hausmitteilungen / 11. July 2024
Sommerlektüre: »1983. Verfluchte Hitze«
2024: Verfluchter Nicht-Sommer! Dagegen gibt’s nur eins: Holliger lesen!
 
In Lukas Holligers Roman «1983. Verfluchte Hitze» findet er statt, der Sommer, und wie: Die Tage sind so heiss, »dass die Behörden Bewässerungsverbote verhängten und vor explodierenden Fernsehern warnten.« Auch in der Nacht ist es unerträglich. In der Basler Mansarde von Kriminalkommissär Heiner Glut »lag die Luft wie geschmolzener Käse überm Bett«. Und auf die Frage »Ist dir auch so schrecklich heiss?«, antwortet Glut bei Temperaturen knapp unter vierzig Grad: »Nur Tote schwitzen dieser Tage nicht.«
 
»1983. Verfluchte Hitze« ist ein Krimi, ja, oder genauer gesagt eine Krimi-Satire, denn mehr als der Mord an einem dubiosen Hellseher interessiert Lukas Holliger das historische Drumherum. Er misst sozusagen die politische Temperatur von 1983 und stellt fest: Das Jahr hat hohes Fieber – mitten im Kalten Krieg. In Bundesbern brennen bei FDP-Bundesrat Rudolf Friedrich die Sicherungen durch und der Fall einer Basler Spionin, die in Moskaus Diensten steht, ist international brenzlig. 
 
Zu Hochform läuft Lukas Holliger auf, wenn er das Alltagsleben der Achtziger beschreibt. Wer sie erlebt hat, erinnert sich mit allen Sinnen, wie es war, als das Telefon nicht in der Hosentasche klingelte, sondern oben in der Wohnung, im dritten Stock, und man stand gerade unten in der Haustür; als man ein Feigling war, wenn man im Freibad eine Sonnenmilch mit Schutzfaktor 5 einschmierte; als nicht Nemo die Charts stürmte, sondern Nena (damals noch die Hitparade) mit ihren »99 Luftballons«. 
 
Akribisch recherchiert und mit viel Tempo und Sprachwitz erzählt ist «1983. Verfluchte Hitze» von Lukas Holliger ein ganz heisser Lesetipp, für jede Jahres- und jede Tageszeit.

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