In Texten ist das mit dem Zwischen-den-Zeilen so eine Sache. Manchmal ist da nicht so viel, aber manchmal steckt da ganz viel, und man wird beim Lesen von ein paar Zeilen doppelt und dreifach bereichert.
Wir haben da zum Beispiel ein Buch zum Thema Europa: Europas eigener Weg. Politische Kultur in der Europäischen Union von Gret Haller, der ehemaligen Nationalratspräsidentin und Botschafterin der Schweiz beim Europarat. Dessen Text hat nur 160 Seiten. Mal drei ist 480 Seiten, die sich auch noch leicht und schnell wie 160 Seiten lesen lassen, aufschlussreich und erkenntnisfreudig. Da steht zum Beispiel drin – also nicht drin, sondern dazwischen –, warum die Schweiz sowieso bei der Europäischen Union zum eigenen Vorteil mitmacht. Oder man erfährt, warum eigentlich nur eine Schweizer Politikerin einfach sehen kann, was für Scheuklappen Frankreich und was für welche Deutschland, die beiden wichtigsten Mitgliedsstaaten der EU, aufhaben, vor allem, wenn sie miteinander reden – ist alles weniger eine Frage der SVP. Das liegt an der spezifischen (halb)direkten Demokratie der Schweiz, die jeder Schweizer, jede Schweizerin intus hat, dass Gret Haller das einfach sieht.
Also, das steht da nicht drin, klar. Aber das weiß man einfach, wenn man das Buch gelesen hat. Und es steht natürlich noch viel mehr nicht drin.