Enricos Vater servierte seinen Gästen in einem populären Restaurant in Rom die berühmten Artischocken «alla Giudia», und noch heute geht Enrico mit einer Papiertüte auf dem Kopf als Tarnung auf den Markt, um Artischocken zu kaufen. Weshalb muss er sich tarnen? Er ist 133 Jahre alt, der älteste Mensch der Welt. Skandalös, dass der Alte nicht sterben will, finden mittlerweile Tausende weltweit und kommen von weither nach Rom, um vor seiner Wohnung zu demonstrieren. Es ist einfach ungerecht, dass da einer sich herausnimmt, einfach weiter zu leben. Enrico benötigt Polizeischutz. Derweil die Menge vor dem Haus tobt, sitzt er in seinem Lehnstuhl und lässt Erinnerungen aus seinem Leben vorbeiziehen, an seine zwei Ehen, an die längst verstorbenen Kindern, an Episoden aus den Weltkriegen. Er hadert nicht mit seiner Vergangenheit, trieft nicht vor Selbstmitleid, sondern er hat zu seinem Leben eine selbstironische Distanz gewonnen.
Doch als eine Granate in seine Wohnung einschlägt, hat die Staatsmacht genug, und er muss sein geliebtes Domizil verlassen. Die Ereignisse überschlagen sich. Doch ich will nicht spoilern ...
Das Lesevergnügen wird noch durch Figuren wie Eunice, seine resolute philippinische Haushälterin, oder Ispettore Gizzi gesteigert. Unerwartete Wendungen voller Situationskomik gleiten unversehens in vergangene Ereignisse hinüber. Die Melancholie des Alters unterdrückt nicht den Willen, das Leben bis zuletzt frei und selbständig zu gestalten. Diesen Enrico möchte man kennenlernen.
