Wie gerne würde ich dieses Buch meinen Grosseltern schenken! Oder meinen Enkelkindern. Aber meine Grosseltern leben schon lange nicht mehr, und Kinder habe ich keine, also sind auch keine Enkel in Aussicht. Trotzdem freue ich mich, "Fragen hätte ich noch" von Wolfram Schneider-Lastin (Hg.) unter viele Weihnachtsbäume zu legen. Denn das Buch ist ein Geschichten- und Erinnerungskatalysator für alle Generationen. Dreissig Autor:innen – von Alex Capus bis Zora del Buono, aber auch literarisch Unbekannte – erzählen darin von ihren Grossvätern und Grossmüttern: Die einen waren Opfer von Verfolgung und Vertreibung, die anderen Mittäter:innen der Nationalsozialisten, die einen kochten fantastisch, die anderen tranken still ihren Zweier Veltliner, die einen waren Tagelöhner oder Kutscher, die anderen extravagante Diven. Es ist verblüffend – und ein grosses Lesevergnügen –, wie sich in dreissig Geschichten fast das ganze 20. Jahrhundert spiegelt und wie sich diese Geschichten von Frankreich über Polen bis Pakistan erstrecken. Am allererstaunlichsten ist, wie die Geschichten miteinander kommunizieren, dass identische Bilder in den unterschiedlichsten Zusammenhängen wiederkehren und dieses bunte Mosaik in jeder Leserin und jedem Leser eigene Erinnerungen wachruft. Bei mir waren es die schönen Hände des Grossvaters von Romana Ganzoni und die meines Grossvaters in Chur; die Chaiselongue im Grosselternhaus von Thomas Sarbacher und die meiner Grossmutter, unter dem schwarzen Wandtelefon. Seit ich dieses Buch kenne, hat das Hochzeitsbild meiner Grosseltern einen Ehrenplatz bei mir zuhause. Ich erinnere mich auch wieder daran, dass sie mir zu Weihnachten zwei Kasperli-Platten schenkten, und schon kann ich sie wieder hören, den Tüüfel Luuspelz, die beiden Räuber Joggel und Toggel oder Schorsch Gaggo auf seiner Reise nach Afrika.
Aus all diesen Gründen: Befragt eure Grosseltern (wenn ihr sie noch habt), erinnert euch an sie (wenn sie gestorben sind), erzählt eure Geschichte euren Enkelkindern (wenn sie schon geboren sind) und verschenkt "Fragen hätte ich noch"!
Aus all diesen Gründen: Befragt eure Grosseltern (wenn ihr sie noch habt), erinnert euch an sie (wenn sie gestorben sind), erzählt eure Geschichte euren Enkelkindern (wenn sie schon geboren sind) und verschenkt "Fragen hätte ich noch"!