Sie habe immer weggewollt, sagte Großmutter. Zu aufwendig sei es, hier Landwirtschaft zu betreiben. »Irgendwohin, wo die Wiesen und Äcker flach sind.« Und schmunzelnd fügte sie an: »Warum nicht nach Russland – oder Schaffhausen?«
In seinem ersten Erzählband blickt Rolf Hermann, bisher als Dichter und Spoken-Word-Autor bekannt, auf Kindheits- und Jugendjahre in einem Tal zurück, um das himmelhoch die Berge stehen. Mit Wärme und Feingespür, in einer bildstarken, präzisen Sprache entfaltet er die Lebenswelt dreier Generationen im Wandel der Zeit. Er erzählt von stillen Sehnsüchten und leisen Abschieden. Und von der Tätigkeit, die den Dingen und Menschen, die man liebt, Dauer verleiht: dem Schreiben.
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Vom Balkon des Hauses gleich hinter dem Bahnhof kann man mit dem Großvater die vorbeiratternden Güterwaggons zählen. Großvater Oskar, der in der nahen Fabrik Aluminium goss, das bis nach Italien und in die ganze Welt ging, und dessen weiteste Reise eine nach Einsiedeln war.
Im abgelegenen Bergdorf hingegen, wo die Gassen so eng sind, dass die Kinder quer über die Dächer laufen, lebt einzig noch die Großmutter, die immer von einem anderen Leben träumte und des Nachts Gedichte schrieb. Die Zeiten, da man die Waren über Leitern am steilen Berg transportierte, sind längst vorbei. Heute geht es samstags mit dem Subaru zum Einkauf ins Placette. Als eines Tages der Großvater den Jungen bittet, ihn zum Winterschnitt in die Reben zu begleiten, wissen beide, dass nicht nur deren Tage gezählt sind.
Mit seinem ersten Erzählband betritt Rolf Hermann literarisches Neuland. Er blickt auf Kindheits- und Jugendjahre in einem Tal zurück, um das himmelhoch die Berge stehen. Mit Wärme und Feingespür, in einer bildstarken, präzisen Sprache entfaltet er die Lebenswelt dreier Generationen im Wandel der Zeit. Er erzählt – eine sanfte Melancholie, bisweilen auch einen stechenden Schmerz auslösend – von stillen Sehnsüchten und leisen Abschieden. Und von der Tätigkeit, die den Dingen und Menschen, die man liebt, Dauer verleiht: dem Schreiben.
Rolf Hermann,1973 in Leuk im Kanton Wallis geboren, lebt heute als freier Schriftsteller und Performer in Biel. Sein Studium in Fribourg und Iowa, USA, verdiente er sich als Schafhirt im Simplongebiet. Hermann schreibt Lyrik, Prosa und Spoken Word. Mitglied der Mundart-Combo Die Gebirgspoeten. Für sein literarisches Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Tübinger Stadtschreiber (2010), dem Kulturpreis der Stadt Biel (2017) und 2019 mit dem Literaturpreis des Kantons Bern für Flüchtiges Zuhause.
Website Rolf Hermann
Rolf Hermann auf SRF Ansichten
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