»Liebe, wussten wir, war ein seltsames Wort, eine Art poetischer Wahnsinn, ein Fieber, weiter nichts.«
Roman
Der Esstisch der vielköpfigen sephardischen Familie im kolumbianischen Medellín ist sozusagen der Nabel der Welt. Hier wird verhandelt, was wichtig ist im Leben. Und wie schon in Das meschuggene Jahr berichtet der 13-jährige Erzähler die Dinge so, wie er sie sieht. Von der Liebe wissen die Kinder wenig. Die Eltern gehören halt einfach zusammen, man kennt das – nie hätte man dafür ein so seltsames Wort wie Liebe verwendet. Nur die vorwitzige Victoria, die schon alle Bücher in ihrer Reichweite gelesen hat, weiß, was Liebe ist, weil sie schon mal einen Verehrer gehabt hat: Liebe sei, erklärt sie ihren Geschwistern, einen Schwachkopf mit Pickeln im Gesicht vor sich zu haben. Doch dann bricht die Liebe wirklich aus – eine Liebe, die nicht sein darf. Sie verändert Personen, die man zu kennen geglaubt hatte, bringt die ohnehin chaotische Welt der kleinen jüdischen Gemeinde im Stadtteil Prado durcheinander und stellt die Familie vor eine Zerreißprobe.
Mit eindringlicher Erzählweise und feinem Humor entführt uns Memo Anjel – seinem Vorbild Isaac B. Singer sehr nah kommend – in den Mikrokosmos einer faszinierenden jüdischen Lebenswelt, deren liebevoll gezeichnete Figuren dem Leser unvergesslich bleiben.