»Weil es Recht ist. Vorschläge für eine ökologische Bundesverfassung« heisst die Neuerscheinung von Autor Marcel Hänggi. An wen sich das Buch richtet und was Rechtswissenschafter:innen zu seiner Recherche meinten, verrät er im Interview.
Marcel Hänggi. Sie haben nie Recht studiert, haben aber ein Buch über Recht und Umwelt geschrieben (»Weil es Recht ist«, 2024). Wie herausfordernd war das?
Fast wie ein kleines Rechtsstudium (lacht). Ich habe im Nebenfach Literaturwissenschaft studiert und war überrascht, dass mir das half: Auch in den Rechtswissenschaften geht es um das Interpretieren von Texten. Aber ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass ich mir etwas anmaße, und es freute mich, dass die Fachleute das nicht so sahen. Wenn ich mit Rechtswissenschafter:innen sprach, sagten die nicht: Was willst du, du hast doch keine Ahnung! Sondern sie waren sehr interessiert an meinem Blick von außen.
Sie liefern Vorschläge für eine ökologische Bundesverfassung. Was stimmt nicht mit unserer Bundesverfassung?
Die Bundesverfassung ist, wenn es um den Schutz der Umwelt geht, sogar sehr gut. Was natürlich die Frage aufwirft, warum die Realität denn eine so andere ist. Aber einiges fehlt: Die Verfassung schützt die Umwelt vor den Menschen, aber heute müssen wir auch uns und unsere Institutionen vor der Umwelt schützen, wenn sie aus den Fugen gerät.
Als »Vater der Gletscherinitiative« sind sie in der Öffentlichkeit bekannt. Die Initiative führte zum Klimaschutzgesetz, welche anfangs 2025 (teilweise) in Kraft tritt. Planen Sie eine aufgrund der Erkenntnisse aus dem Buch eine weitere Initiative?
Nein (lacht). Das ist etwas, das ich am Schluss meines Lebens nur einmal gemacht haben werde. Es war für mich zwar sehr spannend, Kompromisse zu finden mit Menschen, die politisch ganz woanders stehen als ich. Aber die Rolle des Autors, der unbelastet von realpolitischen Überlegungen schreiben kann, was er für richtig hält, ist mir doch lieber.
An wen richtet sich »Weil es Recht ist«?
An alle, die sich für Umwelt- und Demokratiepolitik interessieren.
Gibt es die eine oder andere Person des öffentlichen Lebens, der Sie »Weil es Recht ist« persönlich in die Hand drücken?
Beispielsweise der Rechtswisssenschafterin und ehemaligen Menschenrechtsrichterin Helen Keller oder der Politikerin Lisa Mazzone, die an meiner Vernissage mit mir über mein Buch sprechen (»Zürich liest«, Samstag, 26.10.24, Kulturpark Zürich, 19.30 Uhr): Sie bekommen natürlich ein Buch von mir – ebenso wie ganz viele weitere Personen, die meine Arbeit mit ihrem Wissen oder auch finanziell unterstützt haben.
Marcel Hänggi, 1969 in Zürich geboren, ist Journalist und Buchautor mit den Schwerpunkten Wissenschaft, Umwelt und Technik. Er lancierte die Idee für die Gletscher-Initiative und war bis Anfang 2024 als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Vereins Klimaschutz Schweiz für die Initiative respektive für deren Gegenvorschlag, das Klimaschutzgesetz, tätig. Marcel Hänggi wurde unter anderem mit dem Zürcher Journalistenpreis und dem Conrad-Matschoß-Preis für Technikgeschichte ausgezeichnet und bekommt von der Universität Luzern einen Ehrendoktortitel. Im Rotpunktverlag sind von ihm »Null Öl. Null Gas. Null Kohle« (2018), »Ausgepowert« (2011) und »Wir Schwätzer im Treibhaus« (2008) erschienen.