1939 veröffentlicht Loosli Administrativjustiz und Schweizerische Konzentrationslager. Die dadurch entstandene Diskussion wird der Berner Regierung so unbequem, dass sie 1944 insgeheim die administrative Versorgung des über 67-Jährigen plant.
Werke Band 2: Strafrecht und Strafvollzug
In den Gefängnissen, Arbeits- und Zwangserziehungsanstalten saß zu C. A. Looslis Zeiten nur gerade ein Drittel gerichtlich Verurteilter. Zwei Drittel der Internierten waren »administrativ Enthaltene« – nichtkriminelle Schwierige, Auffällige und Unbequeme –, die ohne Urteil nach Gutdünken der Behörden »versorgt« wurden, manchmal lebenslänglich. Diese Internierten hatten mit ihrer Arbeit mitzuhelfen, die Anstalten kostengünstig zu betreiben – Loosli nannte sie deshalb »Staatssklaven«. Das so perfide wie rechtsstaatlich indiskutable Versorgungssystem funktionierte als Klassenjustiz und traf neben Alkoholikern, »Familienvernachlässigern« und Nichtsesshaften häufig auch Arbeitslose, die man als »Arbeitsscheue« denunzierte. Diese »Administrativjustiz« ist die Kehrseite der damaligen Geranienschweiz und bis heute kaum erforscht: ein eigentliches sozialgeschichtliches Tabu.
Looslis Kampf gegen die »Administrativjustiz« steht im Zentrum dieses Buches. Mit Aufsätzen, Artikeln und Briefen wird er daneben aber als versierter und unbeugsamer Anwalt des Volkes vorgestellt: Er mischte sich ein bei Justiz-, Strafrechts- und Strafvollzugsreformen, er denunzierte behördliche Willkür vor dem Hintergrund des Verfassungsrechts, und er wies immer wieder das Unrecht nach, welches das damals herrschende Rechtssystem für die Unbemittelten, Armen und Wehrlosen bedeutete.
Carl Albert Loosli, geboren 1877, wuchs in prekären Verhältnissen bei einer Pflegemutter, dann in einer Erziehungsanstalt auf. Zwei Jahre in der Jugendstrafanstalt Trachselwald. Reisen, Arbeit als Korrespondent und Redaktor bei verschiedenen Zeitungen. 1903 ließ er sich mit seiner Familie in Bümpliz nieder. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. Loosli starb 1959 in Bümpliz; er hinterließ ein reiches schriftstellerisches und publizistisches Werk, das in der Werkausgabe des Rotpunktverlags erstmals öffentlich zugänglich gemacht wurde.
Fredi Lerch, geboren 1954 in Roggwil, war Redaktor der Wochenzeitung WOZ. Seit 2002 arbeitet er als freier Journalist und ist Mitglied des Pressebüros »puncto« in Bern. Von 2002 bis 2008 hat er zusammen mit Erwin Marti im Rotpunktverlag die Werkausgabe von Carl Albert Loosli herausgegeben.
Erwin Marti, geboren 1952, Lehrer und Publizist, Basel. Der profundeste Kenner von Looslis Werken arbeitet zurzeit am dritten Band seiner großen Loosli-Biografie. Marti ist auch Mitbegründer der Carl-Albert-Loosli-Gesellschaft. Anerkennungspreis für Editionsarbeit im Rahmen der Literarischen Auszeichnungen 2009 des Kantons Bern für die Herausgeberschaft der Carl Albert Loosli-Werkausgabe.