Erd-Demokratie bildet eine Alternative zur Weltsicht der Wirtschaftsglobalisierer, die Menschen und andere Lebewesen als ausbeutbares Rohmaterial oder überflüssigen Abfall betrachten.
Alternativen zur neoliberalen Globalisierung
Die eindimensional auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtete Globalisierung ist demokratiefeindlich. Sie bietet Hand zu unternehmerischer Dominanz und wirtschaftlicher Diktatur. Wenn dieses Diktat der Wirtschaft der bloss repräsentativen Wahldemokratie aufgepfropft wird, entsteht eine giftige Mischung aus religiösem Fundamentalismus und Rechtsextremismus. Die Wirtschaftsglobalisierung, so Vandana Shiva, »führt also nicht bloß zum Tod der Demokratie, sondern auch zu einer Demokratie des Todes, in welcher Ausgrenzung, Hass und Angst zum bevorzugten politischen Mittel werden, um Stimmen und Macht zu mobilisieren«.
Die »Erd-Demokratie«, für die Shiva in diesem Buch plädiert, wäre nicht nur eine planetare Demokratie, sondern eine erdbezogene, in der die Menschen in der Lage sind, über ihre ureigensten Bedürfnisse zu wachen und zu bestimmen, nämlich über die natürlichen Grundlagen des Lebens. Eine solche Demokratie wäre nicht universalistisch im Sinn von gleichmacherisch (wie die von den USA exportierte), sondern lokal und regional verankert – aber mit einigen zentralen universell gültigen Grundwerten.
An entscheidender Stelle steht die Frage nach dem Eigentum: Es gibt keine Demokratie, welche die Bestimmung darüber nicht zulässt, was auf dieser Erde Privateigentum werden darf und was nicht. In diesem Sinne trachtet dieses Buch auch nach einer Wiederbelebung jahrhundertealter Regelungen des Gemeinbesitzes, die es in praktisch allen Regionen dieser Welt dereinst gegeben hat.
Vandana Shiva, geboren 1952 in Indien, Physikerin und Philosophin, zählt zu den herausragenden Denkerinnen unserer Zeit, wenn es um die Themen Umwelt, Frauenrechte und dezentralisierte Ökonomie geht. Ihr Wirken als Wissenschaftlerin und Aktivistin wurde u.a. mit dem Alternativen Nobelpreis gewürdigt.