»Ich möchte so gern einmal eine große Wanderung mit Dir unternehmen. Bin dann einverstanden mit allen Strapazen, auch mit dem Armsein. Machst Du mir dieses Geschenk, sag, Maurice?«
Mit historischen Fotos und einer Einladung zum Nachwandern von Andreas Weissen
Erzählung einer Wanderung
Im August 1954 hat Corinna Bille mit ihrem Mann Maurice Chappaz und dem zehnjährigen Sohn Blaise eine Wanderung von der Rhone an die Maggia unternommen – und sie zu einem literarischen Bijou verarbeitet. Aufbrechend im Wallis überschreiten die Wanderer während ihrer Reise auf den Spuren der Walliser Auswanderer und zu den Walser Siedlungen drei Pässe, durchqueren das norditalienische Val Formazza und gelangen nach fünf Tagen schließlich in das im Tessin liegende und dennoch walliserische Dorf Bosco Gurin.
Durch Corinna Billes poetische Beschreibungen erscheinen vor unserem inneren Auge die Rhone in Fiesch, das herrschaftliche Dorf Ernen, Binn und die Kristalle im Binntal, die alten Passwege, die atemberaubende Aussicht auf Täler und Seen. Wir erfahren von den Mühen des Auf- und des Abstiegs, aber auch von den Glücksgefühlen beim Zubereiten der Mahlzeit im Freien, dem Übernachten bei Hirten und Bauern. Und dem Unterwegssein in der Abgeschiedenheit: »Das Tessin! Wir hatten zwei Grenzen überschritten, ohne einem einzigen Zöllner zu begegnen.«
Der Anhang von Andreas Weissen bietet detaillierte Angaben zur heutigen Route, Vorschläge für Tagesetappen und Übernachtungsmöglichkeiten.
S. Corinna Bille (1912–1979), Tochter eines Malers und einer Bergbäuerin, beschließt mit fünfzehn, Schriftstellerin zu werden. Nach Schuljahren in einem Internat in der Zentralschweiz, »Lehrjahren« in Paris und Zürich führt sie ein Nomadenleben in Walliser Weilern, gemeinsam mit anderen Künstlern. Darunter Maurice Chappaz, den sie 1947 heiratet. Veröffentlichung von Prosa und Lyrik. 1975 wird sie für ihre Erzählungen mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Die Natur in Verbindung mit der sinnlichen Körperlichkeit der Liebe zählt zu ihren Hauptmotiven.