Vom langen Kampf um die Ferien und ums schöne Leben. Von Fleiß, Erholung, Faulheit und Genuss.
Farbfotos von Florian Bachmann
Von Arbeiterferien und Arbeiterhotels
Sie waren Zeugen einer großen Tradition. Merkwürdige Zeugen. Imposante Hotelkästen an den eindrücklichsten Berghängen und Seen der Schweiz, ob am Vierwaldstädtersee, im Berner Oberland, im Tessin oder in der Westschweiz. Sie standen für den Schweizer Tourismus, für Schweizer Idylle und Schweizer Mythen, aber auch für den jahrhundertelangen zähen Kampf der städtischen Arbeiterinnen und Arbeiter um mehr Freizeit, um bezahlte Ferien und ein würdiges Leben.
Dass es diese Hotels gab, war ein Sieg und mag gleichzeitig als Zeichen der gesellschaftlichen Integration der Schweizer Linken betrachtet werden – denn es waren Gewerkschaftshotels: mit Mitgliederbeiträgen gebaut und eingerichtet.
Jetzt hat die Gewerkschaft Unia die meisten ihrer Hotels und ländlichen Kurszentren verkauft. Dieses Buch erzählt aus der Geschichte der Schweizer Arbeiterhotels, von ihrem Entstehen als kollektive idealistische Projekte in der Zeit der »geistigen Landesverteidigung« bis zu ihrem Verschwinden in der Zeit der Globalisierung. Es erzählt vom langen Kampf um die Ferien und ums schöne Leben. Von Fleiß, Erholung, Faulheit und Genuss.
Stefan Keller, geboren 1958 im Thurgau am Bodensee, lebt in Zürich und arbeitet als Historiker und Journalist. Er hat mehrere Bücher zur Arbeiter- und Sozialgeschichte geschrieben oder herausgegeben. Insbesondere sein Buch Grüningers Fall war ein international beachteter Erfolg und trug wesentlich zur Rehabilitierung des St.Galler Polizeihauptmanns und Flüchtlingsretters Paul Grüninger (1891–1972) bei. Keller hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten.