Prolog Freitag, der 13.3 Alain Berset überlegt sich, als welcher Gesundheitsminister er in die Geschichte eingehen will: – Derjenige, welcher eine Epidemie in den Griff kriegte. – Derjenige, wel...
Gestern Abend nach Ladenschluss hat mir der Mitinhaber meiner Apotheke die Masken ins Haus gebracht – zu meiner großen Erleichterung, habe ich mich doch für heute, Freitag, entschieden, per Zug ins...
testo originale in italiano sotto aggiunto ------ Vor meinem Fenster blüht der Ginster. Kleine, gelbe Blüten klettern die fächerförmigen Zweige hoch, zwischen den Ästen kann ich das Meer erahnen. I...
Als unser Kater heute morgen wie immer zum Frühstück lautstark auf sich aufmerksam machte, dachte ich bei mir, wie erfrischend doch seine Ahnungslosigkeit ist. Und wie unverschämt: Er ignoriert nic...
Heute bin ich zum ersten Mal wieder nach Zürich gefahren, eine Freundin treffen. Von unserer Kleinstadt aus bin ich in 25 Minuten mit dem Zug im Bahnhof Stadelhofen. In normalen Zeiten fahre ich mi...
Ich sitze in meinem Arbeitszimmer, heute home office genannt, mit der vielleicht weltbesten (klar: privaten) Handbibliothek zu Sklaverei und Sklavenhandel, Global- und Kolonialgeschichte, Karibik, ...
Originale Version auf Englisch unten Seit einem Monat dauert es nun schon an, dieses bizarre Experiment menschlicher Solidarität unter Einhaltung eines von Epidemiologen für angemessen befundenen ...
Unverhofft lande ich an einem Ort, um den man dieser Tage einen Bogen macht. Nachts stürze ich zu Hause auf der Treppe, die Ambulanz bringt mich auf einer Bahre ins Basler Unispital. Der Notfallarz...
Warum können die die Türen nicht automatisch öffnen, ärgert sich F., damit nicht alle auf den blöden Knopf drücken müssen. Sie schaut mich an. Das war zu Beginn, in Woche eins oder zwei. Inzwische...
Die Nachrichten dringen herein in die Glocke, unter der wir derzeit sitzen; es sind für meinen Geschmack zu viele zum Thema Corona, und ich versuche, deren Konsum zu rationalisieren. Aber natürlic...
Seit dem Lockdown wandern mein Mann und ich täglich zwei Stunden. An diesem Morgen geht’s über die Hügel am Rotsee. Dabei sichten wir ein Leichtflugzeug und einen Kleinlader, den größten Lärm mach...
Tag 25 der kompletten Ausgangssperre hier in Domodossola. Und wieder ein Tag wie jeder andere. Zumindest wie jeder andere der letzten drei Wochen. Und wohl auch wie jeder andere der nächsten drei....
Zum ersten Mal keine Zeitung. Seit dem Corona-Lockdown. Ostermontag. Und sonst alles wie gehabt. Die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch, das Besondere dieser Wende in Gedanken zu fassen – und der br...
Als ich das erste Mal den Laden in unserer Straße betrat, vor zweieinhalb Jahren, wunderte ich mich über die schusssichere Scheibe vor der Kasse. Sie war mehrere Zentimeter dick, leicht schmutzig,...
Die Osterglocken stehen in voller Blüte. Diese wunderbare Ruhe, die über der Stadt liegt, geziert vom Zwitschern der Vögel. Den Stapel Korrekturen habe ich vorerst auf die Seite gelegt. Ich habe ...
Am Nachmittag des 7. April 1724 sitzen auf den Rängen und im Chor der Nikolaikirche von Leipzig die Musiker und stehen die Sänger. Ob es still war, gespannte Ruhe wie heute, wenn die Johannespassi...
Der Maulbeerbaum ist vorsichtiger als der Weichselbaum, der voll im Laub steht und schon vor einer Woche verblühte. Der Maulbeerbaum lässt nur einzelne Knospen aufgehen, kleine Blättchen schauen h...
Originale Version auf Französisch unten Die Emotionen packen dich, ganz unvorbereitet. Die Verabredung ist um 19 Uhr. Das stand auf dem Zettel, der an der Fahrstuhltür klebte, »Freitag 19 Uhr, Fen...
Ein Tag, der, wie jeder andere, um 6 Uhr beginnt, der aber keinem anderen gleicht. Mit gemischten Gefühlen mache ich mich bereit, um das Haus zu verlassen. Ich arbeite in der orthopädischen Polikl...
Frühling, eigentlich. Der Himmel himmelblau ohne Ende, dazu wolkenlos. Woche 4 der Ausnahmeregelungen. Das ist auch eine neue Erfahrung, wie ein Tag dem anderen gleicht. Trotzdem keine Langeweile....
Durchsichtig hellblau ist der Morgenhimmel, die Spatzen hüpfen in heller Aufregung im Geäst vor meinem Balkon herum. Waren sie in früheren Zeiten auch schon so penetrant fröhlich? Oder höre ich si...
Das Verrückte ist ja der klare blaue Himmel und die Morgensonne, die durchs Fenster grüßt, bis in die hintersten Ritzen im Schlafzimmer, und dort den Staub sichtbar macht. Und trotzdem sieht man n...
Vor wenigen Tagen überraschten mich etliche Bekannte mit der Bitte, ich solle aus meinem Stoffvorrat doch Schutzmasken für die Spitäler herstellen. Die Hobbynäherinnen schickten mir Fotos ihrer fe...
Wie oft dachte ich, als ich mich im dichten Morgenverkehr durch den Stau schlängelte, dass Radfahren in London mehr Spaß machen würde, wenn es keine Autos gäbe. Eine leer gefegte Metropole, so wie...
Unter anderen Umständen hätte ich sie heute mit einem Aprilscherz überrascht. Diesmal ist mir aber nicht zum Scherzen zumute. Ich gehe seit mehr als vierzehn Tagen nicht mehr in ihre Wohnung, auch...
Bundesrat Alain Berset besichtigt in Luzern ein Testzentrum. Bundesrat Guy Parmelin besucht in Bern eine Arbeitslosenkasse. Bundesrat Ignazio Cassis besucht in Bellinzona eine Alarmzentrale (und b...
Originale Version auf Italienisch unten Früh wache ich auf, die Sonne ist noch hinter dem Berg, aber die Vögel singen schon. Ich öffne das Fenster. Auf der Straße keine Autos mit Frontalieri in Ri...
Geschlossen sei sie ja jetzt, sagt mein Vater. Geschlossen? Wer? Ich war kurz abgelenkt von den Staubflusen, die der Wind durchs Zimmer fegt. Die Schweiz, fügt er an. Ist zu. Rheinfelden liegt ha...
Als wir im Februar unsere Zelte am Lago d’Orta in Norditalien aufgeschlagen haben, hatten wir aufregende Pläne: Recherchen für zwei neue Bücher und ein Filmprojekt. Beglückt von diesen Perspektive...
Originale Version auf Französisch unten Von diesem Fenster aus werde ich gleich, um 20 Uhr, dem Pflegepersonal applaudieren. Gegenüber werden sich im Licht einer Wohnung die Umrisse von Menschen ...
Woran merkt man im Wedding, dass der Frühling beginnt? Nicht an der Apfelblüte, sondern daran, dass sich die Fenster öffnen und grausiger Gangsta-Rap die Hinterhöfe beschallt. Und was hat das nun ...
Eigentlich wollte ich, in Woche 2 des Lockdowns, über die »neuartigen« Begriffe schreiben, die man aktuell in jeder Radiomeldung hört. Das Wort Flickenteppich – die Kritik am unkoordinierten Hand...
Originale Version auf Englisch unten An einem normalen Arbeitstag als Rechtsmedizinerin komme ich kaum einen Augenblick zur Ruhe. Zu viele Vorlesungen, Besprechungen mit Studentinnen und Kollegen a...
Der Tag beginnt mit ungewohnter Stille. Von der Großbaustelle, auf der das höchste Hochhaus des Landes entstehen soll, dringt heute kein Sirren von Kranen hinüber, kein Hämmern, kein Betoniergeräu...
Ich bin jetzt eine Woche in Quarantäne. Allein in meiner Wohnung in Leipzig, die ich gerade noch als viel zu groß empfunden habe. Inzwischen bin ich froh, dass ich hin und wieder das Zimmer wechse...
Am Samstag, an dem sonst tout Zurich nach Oerlikon kommt, ist es totenstill. Aber als ich um sieben das Erkerfenster zum Marktplatz hin öffne, begrüßen die Vögel den Frühling mit einem Konzert. Ke...
Frühlings-Tagundnachtgleiche. Es scheinen doppelt so viele Amseln zu singen, wenn der Fluglärm fehlt. Auf der Straße bewegen sich sogar die wenigen Leute, die noch unterwegs sind, langsamer. Ein b...
Ein Windstoß drückt das Fenster meines Schlafzimmers auf. Der Vorhang bläht sich wie ein Segel in den Raum hinein, sein Ende erfasst die Rückenlehne eines Stuhls und ringt ihn mit einem Knall zu B...
Die Kopfschmerzen sind weg. Der Kaffee schmeckt trotzdem nicht. Jetzt die dritte Tasse. Aus der Bialetti. Schwarz und stark. Lavazza rot. Viva l’Italia! Klingt heute deprimierend. Bergamo. Die Lom...
Es ist kurz nach elf. Die Nachrichten im Radio über die vom Bundesrat im Kampf gegen die Corona-Krise ausgerufene »außerordentliche Lage« sind verklungen. Wir steigen aus dem Auto, nehmen die Ruck...